In einem packenden Stadtpokal-Finale über mehr als 120 Minuten ringen die Sudenburger den SV Seilerwiesen mit viel Kampf und Leidenschaft zum erstmaligen Pokalcoup nieder.
Von Kevin Gehring
Magdeburg. Die Ecke von Matthias Deumelandt segelte in den Strafraum. Dort schraubte sich Vincent Kühn hoch und köpfte zum vermeintlichen 2:2 Ausgleich des SV Seilerwiesen ein. Doch der Treffer zählte nicht. Schiedsrichter Maximilian Presser hatte schon während der Ausführung abgepfiffen. Roter Stern Sudenburg hatte kurz zuvor gewechselt. Der Ball war noch nicht zur Ausführung freigegeben. Noch einmal brachte Deumelandt die Ecke in der 124. Minute hoch hinein, doch dieses Mal kam keiner seiner Teamkollegen heran. Sekunden danach brachen bei den Roten Sternen alle Dämme, war am Sonnabend mit dem 2:1-Erfolg nach Verlängerung der erste Stadtpokalsieg in der Vereinsgeschichte perfekt.
"Es fühlt sich im Moment unfassbar an", sagte Patrick Reich, der Trainer des Stadtoberligisten, kurz nach der feierlichen Pokalübergabe. "Ich bin so glücklich, dass wir uns am Ende für den großen Aufwand, den wir betrieben haben, belohnen konnten." Dem Sudenburger Spielführer René Hennings ging es in diesem Moment ganz ähnlich: "Es ist unbeschreiblich. Ich bin unglaublich stolz auf diese Mannschaft und darauf, wie wir dieses Finale über den Kampf gerissen haben."
Die große Willensleistung des Underdogs blieb auch Christian Katzbach, dem Trainer des im Vorfeld favorisierten Landesklassevertreters, nicht verborgen. "Glückwunsch an die Sudenburger. Sie haben ihr Herz auf dem Platz gelassen und über 120 Minuten gekämpft. Davor kann man nur den Hut ziehen", zollte der 33-Jährige seinen Respekt.
Dabei hätte das Drehbuch vor circa 300 Zuschauern am Schwarzen Weg in Ottersleben für beide Finalisten kaum nervenaufreibender sein können. Bis in die Nachspielzeit lag der SV Seilerwiesen nach einem Treffer von Philipp Theele (39.) in Führung. Die Sudenburger rannten bis dahin vergebens an, konnten ihr klares Plus an Großchancen nicht nutzen. "Ich glaube, ich habe heute noch ganz viele graue Haare dazubekommen", sagte Sterne-Coach Reich zum Chancenwucher.
Doch dann trieb der eingewechselte Marvin Pfitzner den Ball in der Nachspielzeit noch einmal links in Richtung Grundlinie, wurde bei einem ungestümen Einsteigen an der Strafraumkante erwischt. Schiedsrichter Maximilian Presser zeigte auf den Punkt - und Torjäger Kevin Spilgies blieb unter höchstem Druck ganz cool (90. +4).
Auch in der Verlängerung blieb der Stadtoberligist, angefeuert von einem Stimmungsblock, das aktivere Team. Dabei ließ sich der Underdog auch von schwindenden Kräften nicht stoppen. "Wenn man so ein Spiel gewinnen will, muss man über die eigenen Granzen gehen", sagte Reich. Das taten die Sudenburger erst recht, nachdem Jan Adrian Felgenhauer unter Mithilfe des linken Pfostens in der 118. Minute zum umjubelten 2:1 getroffen hatte. "Dann wirft man natürlich alles rein, um diese Führung ins Ziel zu bringen", unterstrich Kapitän Hennings, der selbst mit bestem Beispiel voranging.
Er grätschte den Ball vor der letzten Ecke, die schlussendlich wiederholt werden musste, mit perfektem Timing an der Grundlinie ab. Er nahm wenig später die Trophäe entgegen. "Es ist mega, dass ich das in meinem Alter noch erleben durfte", sagte der 36-Jährige, der sich selber als alten Hasen in der Truppe" bezeichnet. Ich danke jedem, der dabei war - ob meiner Mannschaft, den Fans oder dem Trainerteam. Wir haben gemeinsam Geschichte geschrieben", so Hennings.
Entsprechend wurde der erste Stadtpokalsieg der Sudenburger noch bis in die frühen Morgenstunden gefeiert. "Wir haben nicht die überragenden Einzelspieler, aber als Team haben wir es überragend gemacht", schwärmte Reich, der auch den vielen ausgelassenen Torchancen nach den Bierduschen und einem Flitzer von Sterne-Spieler Rocco Bender nicht mehr nachtrauerte: "Wenn der liebe Gott es genau so gewollt hatte, nehme ich das gerne."
Quelle: Magdeburger Volksstimme vom 21.05.2024