Meisterhaft vom Punkt
Jubel in Sudenburg. Die Roten Sterne sichern sich erstmals nach 10 Jahren den Titel der Stadtoberliga. Kevin Spilgies behält in der Nachspielzeit gegen Handwerk die Nerven.
Es lief die vierte Minute der Nachspielzeit, als Kevin Spilgies sich den Ball am Elfmeterpunkt zurechtlegte, sein Trainer einen Kumpel in die Arme nahm und seinen Blick einer völlig anderen Windrichtung widmete. Das Herz des Patrick Reich schlug höher, als sein 28-jähriger Schützling zum Foulstrafstoß anlief. Und dann hat Reich akustisch drei Dinge vernommen: Schuss, Einschlag, grenzenloser Jubel.
Spilgies, mit 23 Treffern bester Schütze der Saison bei den Roten Sternen, hat die Sudenburger mit dem letzten Schuss in der Partie gegen die SG Handwerk nicht nur zur Meisterschaft in der Magdeburger Stadtoberliga geschossen, sondern auch zum ersten Aufstieg in die Landesklasse nach zehn Jahren. "Wir haben lange daraufhin gearbeitet", sagt Trainer Reich nach dem Abpfiff am Sonnabend auf dem heimischen Platz an der Dodendorfer Straße erleichtert. Für diese Erleichterung sorgte sein Angreifer sogar mit einem Doppelpack, hatte er doch nach einem 0:2-Rückstand erst den Anschlusstreffer (74.) und letztlich das Tor zum 2:2-Endstand besorgt. Einen Spieltag vor dem Saisonabfiff haben die Roten Sterne vier Punkte Vorsprung auf den SV Arminia II. Die Partymaschine lief deshalb sofort auf Hochtouren.
"Wir wollten die Meisterschaft unbedingt auf heimischen Platz sichern", betonte Reich nach Ende der Partie und noch "etliche Bierduschen" später. "Mein schönes neues T-Shirt ist dahin", sagte er lächelnd. Auf dem Shirt feierten die Sudenburger mit der Aufschrift "Land in Sicht" die Rückkehr in die Landesklasse, aus der sie wiederum nur ein Jahr nach dem Aufstieg in der Saison 2015/16 wieder abgestiegen waren. 3648 Tage nach der letzten Meisterschaft, die sie am 30.Mai 2015 vorzeitig dem damaligen Coach Bodo Thiele perfekt gemacht haben, durften sie wieder den Titel feiern. "Wir haben eine neue Grillecke gebaut, da wird es sicher das eine oder andere Steak und eine Hopfenkaltschale dazu geben". blickte Coach Reich auf die abendliche Feier voraus. "Und ich denke, einige Jungs werden am Ende in einer Diskothek landen". Was man in Jubelstimmung eben unternimmt, um die Nacht zum Tag zu machen.
Dabei sah es lange Zeit nicht gut aus für diesen Punktgewinn gegen Handwerk, den es theoretisch zum Titel noch brauchte. Spilgies erklärte: "Wir waren in der ersten Halbzeit nicht bei der Sache, haben uns aber nicht aufgegeben. Und am Ende fragt auch keiner, wie wir das zweite Tor gemacht haben. Am Ende sind wir Meister". Ja, es war auch ein wenig Glückdabei, nachdem Michael Fiesler die Gastgeber mit den beiden Gästetreffern in der 18. und 25. Minute zunächst in die Enttäuschung gestürzt hatte. Spilgies war zum ersten mal live und in Farbe an einem Aufstieg beteiligt. Und Reich meinte, als aus den Boxen das obligatorische "We are the champions" der britischen Rockband Queen tönte: "Einfach nur geil. Unglaublich, dass wir es endlich geschafft haben".
Ein Spiel haben die Sudenburger noch zu bestreiten. Am kommenden Sonntag sind sie beim SV AEO am Gübser Weg zu Gast. Und damit hat Kevin Spilgies sogar die Chance, den aktuell führenden Schützen in der Liga, Jacob Schmitt (Arminia/24), von der Spitze zu verdrängen. Der 38-jährige Reich sieht allerdings nicht nur den Angreifer oder Adrian Felgenhauer (16 Tore) oder Kapitän René Hennigs als Garanten für den Aufstieg. "Wir sind als Mannschaft nicht nur auf, sondern auch neben dem Platz zusammengewachsen, haben uns Jahr für Jahr nur punktuell verstärkt." Eine eingeschworene Truppe also, die es auch in der nächsten Saison stemmen soll. "Wir hoffen, dass wir den einen oder anderen Neuzugang präsentieren werden. Im ersten Jahr wird es für uns um den Klassenerhalt gehen."
Und dann mit einer besseren Elfmeter-Ausbeute. "Wir haben in dieser Saison bestimmt sechs oder sieben verballert", erinnerte sich Reich. Kein Wunder, dass er dem wichtigsten Strafstoß keines Blickes würdigte.